Meine erste selbstgenähte Puppe veränderte alles

So haben wir also Anfang des letzen Jahres verkauft. Ich suchte mir Hilfe. Mir ging es allmählich besser und ich kramte meine Stricknadeln wieder raus. Aber ich vermisste auch das Spielzeug, es war ja viele Jahre mein Steckenpferd. Ganz besonders mochte ich die Waldorfpuppen. Sie sind so einfach und bieten den Kindern doch so viel. Sie sind warm und weich und laden prima zum Kuscheln und Schmusen ein. Man kann mit ihnen reden wie mit einem Freund oder Freundin. Sie sind immer da, wenn du sie brauchst. Sie sind weit mehr als nur ein Spielzeug.

Eigentlich wollte ich meiner Tochter eine solche Puppe selber machen. Aber die Zeit ließ es damals nicht zu.  Also schenkten wir ihr damals eine gekaufte Waldorfpuppe. Aber mein Wunsch, ihr etwas von mir zu geben ist geblieben. So beschloss ich, dies nachzuholen. Sie war inzwischen 8 Jahre alt. Ich kaufte mir ein Buch über Waldorfpuppen. Es war von Karin Neuschützt: „Die Waldorfpuppe – wie man sie macht – wie man ihre Kleider näht“. Bei Dawanda bekam ich das passende Material. Und ich fing einfach an.

Das Nähen war neu für mich und ungewohnt. Es gehörte leider nicht zu den Dingen, die mir meine Mutter beigebracht hatte. Aber zum Glück gibt es ja das Internetund ich sog alles Wissen auf wie ein Schwamm.

Meine erste eigene kleine Waldorfpuppe war geboren. Es machte mir so viel Spaß und ich merkte, wie gut mir das getan hat.

kleine Waldorfpuppe mit langen blonden Zöpfen und bunter Häkelose

meine erste Waldorfpuppe

Ich nähte noch eine und noch eine, probierte erste eigene Schnitte. Ein großes Waldorfbaby mit 50 cm forderte mich ganz schön heraus. Meinem Kopf ging es immer besser. Ich entspannte beim Puppenkleider stricken und freute mich über meine Puppenkinder. Ich merkte wie ich regelrecht aufblühte. Der Zuspruch und die Bewunderung von Familie und Freunde bestärkten mich in meinem Tun. Freundinnen meiner Tochter beneideten sie um ihre Puppe und wollten am liebsten auch so eine haben.

Waldorfpuppe Baby

Nun, wie ihr vielleicht mitbekommen habt, bin ich kein Mensch, der lange ruht und ich muss immer etwas fummeln, am liebsten mit meinen Händen.  Und da meine Tochter eigentlich lieber mit ihren Kuscheltieren spielt und auch die Kinder in Verwandtschaft weitestgehend aus dem Puppenspielalter raus waren überlegte ich mir, ob ich das Puppenmachen nicht auch beruflich machen könnte. Ich liebte die Selbstbestimmtheit aus früheren Zeiten meiner Selbständigkeit, die freie Zeiteinteilung. Und wie auch schon Konfuzius sagte: „Liebe was du tust und du brauchst nie wieder zu arbeiten“.

Daher überlegte ich mir, wie ich weiter gesund werden kann und dennoch eine erfüllende Aufgabe habe. Es musste doch etwas geben, wo ich alle meine Vorlieben und mein Wissen einbringen kann, dass mir Spaß macht und ich auf nichts mehr verzichten muss. Schon mit meinem Spielzeugladen wolle ich die Welt der Kinder bunter machen. Ich wollte Spielzeug anbieten, dass die Fantasie anregt und ihre Kreativität fördert.  Es musste sicher und unbedenklich sein und schön anzufassen. Kinder sollen einfach spielen.

Puppenkind

Das Puppenmachen war dafür perfekt. In meine Puppen kann ich all meine Wünsche und Liebe einfließen lassen mit dem Wissen, dass sie Kinderherzen glücklich machen. Ihnen ein treuer Begleiter und ein guter Freund sind. Ich möchte, dass meine Puppen dazu beitragen, dass es wieder mehr gutes Spielzeug in den Kinderzimmern gibt. Sie dabei unterstützen, das unsere Kindern zu gesunden und starken Persönlichkeiten heranwachsen. Meine Puppen sollen einzigartig sein wie eure Kinder. Indem ich die Auswahl der Materialien selbst in der Hand habe, kann ich die Unbedenklichkeit und Robustheit meiner Puppen garantieren und durch meine sorgfältige Handarbeit stabil und liebenswert machen.

Ich finde es sehr traurig, dass heutzutage immer mehr Spielzeug durch die digitalen Medien aus den Kinderzimmern verdrängt werden, gerade die Puppen . Dabei ist es so wichtig, dass Kinder mit Puppen spielen. Ich kann mich noch gut an meine Kindheit erinnern. Mit 7 Jahren gab es vom Weihnachstmann einen großen Puppenwagen und eine große Babypuppe. Ich traf mich mit meinen Freundinnen zum Spielen und wir führten unsere Puppen aus, machten Picknick und spielten einfach das Leben nach. Heute sieht man nur noch selten 7-jährige mit Puppen spielen. Dagegen muss man doch etwas tun können? Oder es zumindest versuchen., denn immer mehr Spielzeugläden mit dem guten Spielzeug verschwinden von der Bildfläche.

Meine Berufung

Es war also beschlossene Sache. Ich werde Puppenmacherin!

Ich erkundigte mich, was alles für ein Puppenmachergewerbe nötig war. Ich trat in den Verein „Spielsicher“ ein und suchte mit dort Hilfe zur sicheren Herstellung von Spielzeug. Denn auch handgemachtes Spielzeug muss bestimmte Normen erfüllen, damit es für Kinder sicher und unbedenklich ist.  Ich besuchte Nähkurse, kaufte mir eine neue Nähmaschine, forschte nach unbedenklichen schadstoffreien Materialien, die den Spielzeugrichtlinien entsprachen. Voller Motivation arbeitete ich fieberhaft an meiner CE-Kennzeichnung. Ein halbes Jahr später war es geschafft. Alle Tests waren bestanden und ich gründete mein Label „Ellis – Puppen mit Herz“.

Ich fertige meine Puppen nach der Grundlehre der Waldorfpädagogik. Da aber eine große Puppenmanufatur sich den Begriff „Waldorfpuppe“ schützen ließ, darf ich meine Puppen nicht so nennen. Aber vielleicht ändert sich hier ja bald etwas.

Seitdem gehe ich jeden Tag mit soviel Freude an meine Arbeit. Es ist für mich immer überraschend, was aus einer Idee, einem Stück Stoff, ein bisschen weicher Wolle und ganz viel Liebe entsteht. Jedesmal überkommt mich so ein wohliges Gefühl, wenn ich die Puppe in meiner Hand mit einem feinen Gesichten zum Leben erwecke und sie mich mit ihren kleinen Augen anschaut als würde sie sagen: „Hallo, da bin ich“.

kleiner Schelm zaubert einfach so ein Lächeln auf mein gesicht

kleiner Schelm zaubert einfach so ein Lächeln auf mein gesicht

Ich bin immer ganz gerührt, wenn Ihr mir sagt, wie toll Ihr meine Puppen findet, ja, dass sie sogar wie kleine Kinder aussehen. Oder wenn ihr mir die Bilder eurer Kinder schickt, auf denen man deutlich erkennt, dass meine Puppe ihr kleines Kinderherz im Sturm erobert hat.

Dann  kann ich nur sagen: „Ich bin angekommen. Ich habe meine Berufung gefunden. Ich liebe was ich tue und ich bin Puppenmacherin von ganzem Herzen – ja mit Leib und Seele. Und das hab ich auch Eurem Zuspruch und Feedback zu verdanken. So weiß ich , ich bin auf dem richtigen Weg“

Ich freu mich auf viele wundervolle Puppen mit Euch und für Euch.

Eure Christine

Kennst du schon den 1. Teil meiner Geschichte? Hier geht’s lang.